Für deutschsprachige Studierende in Prag besteht die Möglichkeit ein Praktikum bzw. eine sogenannte Famulatur zu absolvieren. Zunächst einmal etwas zu den Begriffen: eine Famulatur bezeichnet grundsätzlich ein Praktikum im Krankenhaus, speziell für Studierende der Medizin nach Bestehen des ersten ärztlichen Abschnitts (=Physikum nach 4 Semestern Medizin), welches in der Regel 2-4 Wochen dauert. Wie man seine freiwillige Arbeit nun bezeichnet ist zunächst einmal egal; wichtig werden diese Begriffe erst, wenn man sich beispielsweise für einen Studienwechsel von Prag nach Deutschland interessiert. Hierfür sind sogenannte Pflichtfamulaturen zwingend erforderlich, aber dazu in einem anderen Text mehr. :-)
Zudem muss auch noch erwähnt werden, dass hier an der Karls-Universität zwischen zwei Arten von Praktika (=Internships) unterschieden wird. Zum Einen existieren sogenannte Sommerpraktika, welche in der vorlesungsfreien Zeit im Sommer absolviert werden und zum anderen gibt es "Core Electives", welche innerhalb des Semesters stattfinden.
Diese unterscheiden sich im bürokratischen Aufwand: Erstere sind von Seiten unserer Universität sehr einfach zu organisieren, während Letztere etwas aufwändiger sind.
Du fragst Dich, warum Du überhaupt so eine Famulatur im Heimatland machen sollst? Zum Einen unterscheidet sich natürlich die Terminologie in tschechischen bzw. englisch-sprachigen Krankenhäusern im Vergleich zu deutschen. Zum Anderen lernst Du in den Praktika auch Verantwortung zu übernehmen, weil die Krankenhäuser Medizinstudenten in der Regel als „vollwertige“ Arbeitskräfte (Blut abnehmen, Zugänge legen etc.) einplanen. Dies ist nicht nur toll für die praktische Erfahrung, sondern öffnet eventuell auch erste Türen zum Arbeitsmarkt. Nach unseren Erfahrungen haben es Studenten, die zum ersten Mal ein deutsches Krankenhaus nach Beendigung des Studiums betreten, eher schwer. Arbeitsabläufe wie beispielsweise das Dokumentieren und das Schreiben von Arztbriefen in deutschen Krankenhäusern unterscheiden sich zum Teil stark von jenen in tschechischen Häusern. Daher lohnt es sich wirklich frühst möglich praktische Erfahrung im Heimatland zu sammeln, wenn man später dort arbeiten will.
Wir werden in diesem Beitrag die ersten beiden Möglichkeiten erläutern, aber insbesondere auf das Praktikum bzw. die Famulatur in Deutschland eingehen.
Für die Sommerpraktika/ -famulaturen reicht es in der Regel aus, eine E-Mail mit nachfolgenden Informationen an das Chefsekretariat zu schreiben. Alternativ kann man sich auch direkt telefonisch vorstellen und erfragen, welche Zusatzinformationen benötigt werden. Zudem ist es hilfreich, sich vorab auf der Internetseite des jeweiligen Instituts zu informieren was genau erfordert ist. In der Regel wird eine Immatrikulationsbescheinigung, ein Anschreiben sowie ein Lebenslauf benötigt; teilweise wird man aufgefordert ein Führungszeugnis, einen Impfpass o.ä. vorzulegen.
Je nach Popularität des Hauses, ist es schlau, sich mindestens 3-6 Monate imVoraus zu bewerben. Gerade im Sommer konkurriert man mit den Studenten aus Deutschland und es lohnt sich somit mehr als ein Haus anzufragen!
Dasselbe gilt für die Organisation in Tschechien, wobei hier der bürokratische Aufwand (=o.g. Dokumente) geringer ausfällt.
In allen Fällen muss ein Dokument von Seiten des Krankenhauses unterschrieben werden, welches als Garant des Praktikums dient und der Universität vorgelegt werden muss. Dies verläuft in den meisten Fällen problemlos.
Wie bereits erwähnt ist hier die Organisation etwas komplizierter. Das hat den Hintergrund, dass man für diese Fächer eigentlich in Tschechien ist und sowohl praktischen, als auch theoretischen Unterricht erhalten soll (z.B. 4 WochenKardiologie-Block). Viele internationale Studierende streben es trotzdem an, Teile des Studiums in dem Semester (="Core electives“) außerhalb ihrer jeweiligen Universität zu absolvieren. Dies kann vielerlei Gründe haben, aber sicherlich einer der häufigsten ist der, dass sie zusätzliche praktische Erfahrungen, unabhängig von den Sommerpraktika sammeln möchten, um besser auf den Berufsstart vorbereitet zu sein. Das Studium in Tschechien ist traditionell sehr stark theorieorientiert und der praktische Teil (selbstständiges Arbeiten in der Klinik) wird auf das erste Jahr der Assistenzarztausbildung geschoben. Anders ist dies beispielsweise in Deutschland: nach 5 Jahren Studium, inklusive Blockpraktika, rotieren hier die Studenten 12 Monate im Krankenhaus (=praktisches Jahr bestehend aus Chirurgie, Innere, Wahlfach á 4 Monate). Man muss sich aber im Klaren sein, dass man den theoretischen Teil in Tschechien dafür leider einbüßen muss, da man in Deutschland als Famulant rotiert und die praktische Tätigkeit im Vordergrund steht.
Generell empfehlen wir für ein erfolgreiches Praktikum und eine entsprechendeAnerkennung bei der Uni:
Nach Bestätigung der Uni sollte dann eine Anfrage an der gewünschten Klinik erfolgen (s. Beispiel). Informiert euch am besten vorab über die Stationssituation, über die Ärzte und Möglichkeiten im Haus. Dies könnt ihr beispielsweise im Internet tun (Famulaturranking.de) oder bei euren Kommilitonen in höheren Fachsemestern.
Wie bereits erwähnt, hängt der Organisationsaufwand von verschiedenen Faktoren ab. Ausnahme bilden, je nach Fakultät, offizielle Klinikkooperationen, wie man sie beispielsweise an der 1. medizinischen Fakultät findet (Kooperation mit Israel und Chemnitz (Deutschland)). Hier gestaltet sich die Bewerbung wesentlich einfacher, da die Anerkennung pragerseits und auch vor Ort („die kennen uns“) sehr unkompliziert abläuft.
Nichtsdestotrotz ist es obligat vorher sicherheitshalber die Klinik um Erlaubnis zu bitten und sich in Chemnitz/Israel/.. anzumelden.
Zur Veranschaulichung stellen wir euch hier einige Rotationen vor, welche Chris an der 1. Fakultät, außerhalb Tschechiens, organisiert hat. Ein Disclaimer vorweg: Das kann je nach Person/Fakultät und aktuellem Curriculum stark variieren!
Es wäre sicherlich mehr gegangen, aber man muss auch wieder betonen, dass man durch diese core electives den theoretischen Teil in Tschechien teilweise einbüßen muss (und selber nachholen muss) und gleichzeitig durch einganztägiges Klinikpraktikum auch am Abend nicht mehr viel lernen kann (bei gleichzeitigen Prüfungen am Semesterende bzw. mitten im Semester!)
Abschließend lässt sich sagen, dass es zwar auf den ersten Blick sehr aufwendig aussieht, es in der Regel aber schneller erledigt ist als gedacht. Das Wichtigste ist, sich rechtzeitig darum zu kümmern und dann sollte alles reibungslos ablaufen.
Frohes Rotieren!
Emma Dieterich & Christian Entenmann